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Mit der Lieblingsmusik gegen Demenz – das Ferdinand-Heye-Haus in Düsseldorf

Man hört ein bestimmtes Lied oder eine Melodie und fühlt sich sogleich in eine weit zurückliegende Situation versetzt. Das Ferdinand-Heye-Haus in Düsseldorf nutzt diesen Effekt von Musik, um dementiell erkrankte Menschen wieder erreichen zu können, ihr Erleben zu verbessern oder um sie anzuregen und zu aktivieren.

Mit iPod und mp3-Player dementiell Erkrankte erreichen

 

Das Ferdinand-Heye-Haus im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim wurde 2014 eröffnet. Gut im Quartier integriert, leben hier aktive Senior*innen, aber auch dementiell erkrankte Menschen. Das Haus ist selbst auf Menschen mit fortgeschrittener Demenz eingerichtet. Bundesweit ist es die einzige Einrichtung, die sich für das „music &memory-Programm“ zertifizieren ließ. Bei diesem Programm aus den USA hören dementiell Erkrankte über einen Kopfhörer Musik einer für sie individuell angefertigten Playlist. Dementiell Erkrankten gelingt es nicht mehr einfach ihre Aufmerksamkeit auf etwas zu richten. In einem Raum, in dem Musik gespielt wird, können sie nicht mehr die Musik aus anderen Geräuschen herausfiltern. Daher ist für sie Musik vom iPod oder mp3-Player von Vorteil.

Seit ungefähr dreieinhalb Jahren nutzt das Ferdinand-Heye-Haus dieses Angebot für Menschen mit fortgeschrittener Demenz. Um eine persönliche Playlist zu erstellen, gilt es zunächst herauszufinden, welche Musik für die Bewohner*innen in der Zeit des Heranwachsens von Bedeutung war. Die älteste Bewohnerin ist 100, die jüngste 65. Während die eine mit Marlene Dietrich aufgewachsen ist, hörte die andere in ihrer Jugend vielleicht die Beatles. Meist sind die Bewohner*innen nicht mehr ansprechbar und  können daher nicht selbst Auskunft geben.

 

 

Am Anfang steht Detektivarbeit

 

„Wenn wir Glück haben, gibt es Angehörige, die dazu etwas sagen können“, sagt Julia Richarz, die den Sozialen Dienst im Ferdinand-Heye-Haus leitet und das music&memory-Projekt im Haus forciert hat. Doch meistens steht am Anfang der playlist Detektivarbeit.  Die Mitarbeiter*innen erforschen, was der Bewohner oder die Bewohnerin früher gemacht hat. Hat sie im Chor gesungen, war er im Schützenverein, hat sie gerne getanzt? Je nachdem ist die Musik dann auch unterschiedlich, die der- oder diejenige gehört hat.  Bei klassischen Konzerten oder bei einem Auftritt des Kinderchors einer benachbarten Kindertagesstätte im Haus achten die Mitarbeiter*innen genau darauf, ob und wie die Bewohner*innen reagieren. „Die erste Phase beim Erstellen einer Playlist ist ein Ausprobieren“, so Julia Richarz. „Meist sind die Reaktionen nicht so megadeutlich wie in den music&memory-Filmen, die man auf youtube findet. Aber es kann sein, dass jemand, der völlig in sich gekehrt war, plötzlich Blickkontakt aufnimmt oder lächelt.“

 

 

Ein Gewinn für Bewohner*innen, Pflegefachkräfte und Angehörige

 

Ganz am Anfang dachten die Mitarbeiter noch, sie könnten für jeden der 79 Bewohner einen iPod beschaffen und eine individuelle Playlist erstellen. Schnell stellte sich heraus, was für ein großer Aufwand das ist. Daher kommen zunächst nur Menschen mit fortgeschrittener Demenz in den Genuss von music & memory. Trotz anfänglicher Mehrarbeit halten die Mitarbeitenden das Programm für eine gute Sache: „Der Umgang mit fortgeschritten dementiell Erkrankten ist für alle eine große Herausforderung“, so Julia Richarz, „auch Profis fühlen sich oft hilflos. Man fragt sich, was kann ich tun, um denjenigen noch zu erreichen, um ihm etwas Gutes zu tun?“ Music & memory hilft den Pflegekräften z.B. wenn sie merken, bei einer Bewohner*in bahnt sich etwas an. Dann kann mittels der richtigen Musik verhindert werden, dass eine Unruhe überhaupt erst entstehen kann. Oder ein Bewohner wird vor einer Mahlzeit aktiviert, indem er etwa 20 Minuten vorher Musik hört.

Im Ferdinand-Heye-Haus hören die Bewohner*innen Musik auf leichten Kopfhörern. Und immer ist eine Pflegekraft dabei, die beobachtet, ob die Musik noch gut tut oder vielleicht negative Gefühle auslöst. Die Kopfhörer blenden die Geräusche der Außenwelt nicht aus. Denn es ist sehr verwirrend, wenn man etwas sieht, z.B. jemand deckt den Tisch, aber nicht die Geräusche dazu hört.

Auch für die Angehörigen ist es schön, durch das „gemeinsame Musikhören“ etwas gemeinsam zu erleben. Für die Zertifizierung nahmen die Mitarbeitenden an Workshops teil. Im Moment finanziert sich music & memory im Ferdinand-Heye-Haus über Spenden.

 

 

Kontakt
Ferdinand-Heye-Haus
Frau Andrea Köhler (Einrichtungsleitung)
Apostelplatz 1
40625 Düsseldorf
Tel.: 0211 / 27 405-500
E-Mail: ferdinand-heye-haus@diakonie-duesseldorf.de

 

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am November 25, 2019 veröffentlicht
HVZ-Redaktion
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