Die Bewohner:innen und Angehörigen des DRK-Seniorenhauses Steinbach in Bonn besitzen einen Chip für den Eingangsbereich der Einrichtung. Der Chip ist ein digitaler, programmierbarer Schlüssel, mit dem zwischen 18 Uhr und 22 Uhr, also dann, wenn die Rezeption nicht mehr besetzt ist und bevor die Nachtschicht beginnt, unabhängig und selbstbestimmt die Einrichtung verlassen und wieder betreten werden kann, auch wenn die Eingangstür dann verschlossen ist. „Wir sind zwar ein Pflegeheim, doch unsere Seniorinnen und Senioren haben zahlreiche Kontakte nach außen“, berichtet Sozialdienstleiterin Irina Suchan. „Es gehört schließlich zum Erwachsenensein dazu, ohne An- oder Abmeldung seine Bekannten nach eigenem Ermessen zu treffen und danach zu seinem Zuhause zurückzukehren. Falls es doch später als 22 Uhr wird, kann jederzeit die Nachtglocke betätigt werden.

Eine etwas unkonventionelle Anfrage eines Angehörigen, der aus Nordirland stammt und dessen Schwiegermutter im DRK-Seniorenhaus Steinbach in Bonn lebt, erreichte die Einrichtung. Seine Garteneisenbahn, deren Züge so groß wie Aktenordner sind, suchte ein neues Zuhause. Da die Dachterrasse des Seniorenhauses genug Platz bot und die Idee großen Anklang fand, wurden immer mehr Schienen und Züge umgesiedelt. Eine Gruppe aus Ehrenamtlichen gründete den Verein der Modelleisenbahner und baute die witterungsbeständige Eisenbahnwelt Stück für Stück auf. Vor allem während der Corona-Pandemie waren alle froh, etwas für die Bewohner:innen aus sicherer Entfernung tun zu können. Der Aufbau der Eisenbahn brachte während des Lockdowns richtig Leben ins Haus, und viele interessierte Bewohner:innen verfolgten sehr interessiert die Installation.

Das DRK-Seniorenhaus Steinbach in Bonn ließ sich Anfang 2023 das zehnte Mal in Folge auf Lebensqualität im Alter begutachten und darf sich auch weiterhin als verbraucherfreundliche Einrichtung bezeichnen. „Wir schöpfen unsere Motivation vor allem daraus, dass wir unseren Bewohnerinnen und Bewohnern ein Forum bieten möchten, in dem sie gehört werden“, erklärt Sozialdienstleiterin Irina Suchan. „Die klassischen Prüfungen, die sich Altenheime unterziehen, sind systemgesteuert und dienen mehrheitlich der Qualitätssicherung von Pflegemaßnahmen. Die realen Bedürfnisse von älteren Menschen werden durch sie aber nicht abgebildet. Die Seniorinnen und Senioren, die bei uns leben, verbringen ja nicht 24 Stunden damit gepflegt zu werden; das macht vielleicht ein Zehntel des Tagesablaufs aus. Der Grüne Haken dagegen untersucht die weichen Faktoren, die tatsächlich die Lebensumstände von Bewohnerinnen und Bewohnern in stationären Einrichtungen betreffen: Haben sie ein Mitspracherecht beim Essensangebot? Können sie gleichgeschlechtlich gepflegt werden und selbstbestimmt die Einrichtung verlassen und wieder zurückkehren? Beim Grünen Haken geht es vor allem darum, ob die Seniorinnen und Senioren etwas zu sagen haben, und das unterstützen wir ausdrücklich!“

Im DRK-Seniorenhaus Steinbach finden alle sechs Wochen die sogenannten „Speiseplantreffen“ statt, bei denen Bewohnerinnen und Bewohner, Mitglieder des Bewohnerbeirates, der Koch und die Sozialdienstleitung zusammenkommen, um gemeinsam den Speiseplan zu besprechen. Damit die Bewohnerschaft zahlreich teilnimmt, wird die Wochenveranstaltung auf einer Tafel angekündigt und die Bewohnerinnen und Bewohner werden persönlich erinnert.