„Oftmals haben schon kleine Dinge einen großen Effekt“, berichtet Marco Wunschel, Ergotherapeut des Käte-Reichert-Alten- und Pflegeheims. „Seit der Projektteilnahme beschriften wir die Brillenetuis, da vor allem Menschen mit Demenz diese gerne mal durcheinanderbringen.“ Die Frage, ob die Sehstärke noch aktuell ist, ist ebenfalls in den Mittelpunkt gerückt. „Damit die zahlreichen Aspekte, die für gutes Sehen zentral sind, im Pflegealltag im wahrsten Sinne des Wortes im Blickfeld bleiben, haben wir einen Sehbeauftragten ernannt, der sich um alle Belange kümmert.“
Für Marco Wunschel erzeugte die Projektteilnahme ein neues Verständnis. „Ich als Ergotherapeut bin Profi in der Mobilisation der Bewohnerinnen und Bewohner und sorge für soziale und kulturelle Teilhabe. Die Schulungen zeigten auf, dass aber nicht alle Einschränkungen kognitive Ursachen haben, sondern in manchen Fällen darauf zurückgeführt werden können, dass die Person schlecht sieht.“ Bei einer Hausbegehung wurde aufgezeigt, welche Veränderungen umgesetzt werden können, um eine sehfreundlichere Umgebung herzustellen. „Am leichtesten geht das mit farblichen Abgrenzungen“, beschreibt Marco Wunschel. „Zum Beispiel können Lichtschalter gut farblich gekennzeichnet werden, damit sie besser gefunden werden. Die Veranstaltungspläne und alle weiteren Informationen schreiben wir nicht nur in einer großen Schrift, sondern jetzt auch linksbündig, weil das besser gelesen werden kann.“
Das Projekt verdeutlichte, dass gutes Sehen die Voraussetzung für die Bewältigung der vieler Alltagsverrichtungen ist, wie sich waschen oder rasieren, ein Buch oder eine Zeitung lesen, einen Angehörigen anrufen oder mit einer Fernbedienung das gewünschte Fernsehprogramm einstellen. Aber auch für die Mobilität der Seniorinnen und Senioren und die Prävention von Stürzen und Unfällen ist gutes Sehen essentiell „Die Selbsterfahrungsbox, die verschiedene Brillen beinhaltet, die die Sehbeeinträchtigungen imitieren, haben uns geholfen nachzuvollziehen, wie es ist, einen Lichtschalter zu suchen, aber nicht finden zu können oder nicht in der Lage zu sein, selbstständig zu essen. Neben der Neugestaltung des Lebensumfelds können alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jetzt auch selbst Seheinschätzungstests durchführen, um zu überprüfen, ob die Brille noch richtig eingestellt ist. Die finale Untersuchung der Sehfähigkeit und die entsprechende Anpassung der Brille übernimmt dann der Optiker. Hand in Hand sorgen wir dafür, dass unsere Bewohnerinnen und Bewohner so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben führen können.“
Kontakt
AWO Kreisverband Nbg. e.V. Käte-Reichert-Alten- und Pflegeheim
Frau Rahel Schön (Einrichtungsleiterin)
Wiesentalstr. 56
90419 Nürnberg
Telefon: 0911 / 39372-0
E-Mail: kaete-reichert-heim@awo-nbg.de